These 4
These 4
Die Globalisierung ist der allgemeine gesellschaftliche Ausdruck der Unbeherrschtheit der neuen, unmittelbar auf Weltniveau wirkenden Produktivkräfte.
Die zweite unmittelbare Darstellungsform des neuen Schrittes der Produktivkraftentwicklung ist die so genannte Globalisierung. In der Globalisierung stellt sich der Prozess dar, dass die Individuen mehr und mehr unmittelbar auf Weltmarktniveau tätig werden. Sie kommen daher in ihrer Tätigkeit weltweit unmittelbar miteinander in Berührung und Zusammenhang. Dieser Zusammenhang stellt sich sowohl in Formen der Kooperation wie der unmittelbaren Konkurrenz dar. Da die Gesellschaftlichkeit der eigenen Arbeitstätigkeit mit zum Arbeitsgegenstand der unmittelbar produzierenden Individuen gehört, gilt das auch für ihr Verhältnis zu anderen unmittelbaren Produzentinnen und Produzenten auf der Welt, sei es im eigenen Unternehmen, sei es in anderen Unternehmen.
Die Globalisierung setzt den Weltmarkt voraus, der allerdings schon am Anfang des 19. Jahrhunderts geschaffen worden ist. Sie ist eine bestimmte Erscheinungsform und Entwicklungsform des Weltmarkts. Die Globalisierung setzt auch multinationale Unternehmen voraus, die sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts herausgebildet haben. Sie setzt schließlich verstärkte internationale Direktinvestitionen und Formen der internationalen Verflechtung und Kooperation voraus, die im Prinzip seit Anfang des 20. Jahrhunderts existieren. Die quantitative Verstärkung der Verflechtung auf dem Weltmarkt und die größere Rolle der multinationalen Unternehmen bringen eine qualitative Veränderung zum Ausdruck, die insofern als der Kern der Globalisierung gelten kann. Als dieser Kern wird oft die enorme Anhäufung von Geld auf internationalen Finanzmärkten gesehen, da 90 % der formellen Transaktionen heute nur den internationalen Geldverkehr betreffen. Nur noch zehn Prozent als Transaktionen sind realwirtschaftliche Transaktionen. Ebenso wird die Globalisierung wesentlich mit dem freien Zugang zum internationalen Wertpapierhandel in Verbindung gebracht. Zwar sind die internationalen Finanzmärkte ein Moment der Globalisierung, aber sie sind nur Ausdruck eines ihnen zugrundeliegenden Prozesses. Denn die Globalisierung erfordert die Bündelung enormer Mengen an Kapital. Der aufgeblähte Finanzmarkt hat dieses Kapital bereit und den großen Konzernen zur Verfügung gestellt. Die internationalen Finanzmärkte erfüllen daher für die Globalisierung eine wichtige Funktion, aber sie sind weder der Träger der Globalisierung noch der entscheidende Faktor. Sie sind vielmehr eine wichtige Voraussetzung der globalen Unternehmen.
Der Kern dieser Veränderung besteht in einer qualitativen Veränderung der multinationalen Unternehmen und Konzerne selbst. Die Globalisierung besteht darin, dass die multinationalen Unternehmen die Weltmarktverhältnisse in ihrer inneren Struktur abbilden und nachahmen. Die großen Konzerne in der Gegenwart nutzen die nationalen und regionalen Unterschiede, um die Effizienz der Produktion zu steigern und die Gewinne der Unternehmen zu erhöhen. Sie agieren nicht nur auf dem Weltmarkt, sondern stellen einen Weltmarkt in sich selbst her. (Es handelt sich hierbei um einen zumindest in Momenten zum Wohle des Profits der Konzerne bewusst inszenierten „Weltmarkt“.) Die Unternehmensleitungen der internationalen Konzerne schreiben zum Beispiel Aufträge aus, um die sich die standortgebundenen Unternehmenseinheiten marktähnlich bewerben. Die Unternehmenseinheiten erhalten dann – je nach Qualität der Ausführung, Zuverlässigkeit der Unternehmenseinheit, Preis und angebotenem Termin – den Auftrag. Dabei geht es auch darum, öffentliche Unterstützung und staatliche Förderung für den eigenen Standort als Vorteil in der Standortkonkurrenz zu mobilisieren.
Dadurch geraten die an sich in einem Konzern zusammenarbeitenden Beschäftigten in einen unmittelbaren internationalen Wettbewerb miteinander, der aber in Wahrheit nur eine unbegriffene Form der profitorientierten Kooperation in einem Unternehmen ist. Denn der unternehmensinterne „Markt“ ist kein Markt im eigentlichen Sinne. Er ist ein inszenierter, ein gesteuerter Markt. Dieser „Markt“ dient hier als ein Moment der Organisationsform des internationalen Unternehmens selbst. Er ist eine Form der unbeherrschten Kooperation, die daher als Konkurrenz organisiert werden kann. Nicht die nationalen Abteilungen der Arbeiterklasse werden gegeneinander in Konkurrenz gesetzt. Das war in den siebziger Jahren der Fall. So ein Verhalten setzt unmittelbar wirkliche Marktverhältnisse voraus. Heutzutage ist die Konkurrenz ein organisiertes, produziertes Phänomen innerhalb der Unternehmen, in denen die nationalen Differenzen nur ausgenutzt werden. (Die Theorie der komparativen Kostenvorteile bezieht sich nicht mehr – wie noch bei Ricardo – auf Volkswirtschaften und ihren Handel untereinander, sondern auf die betriebswirtschaftliche Führung eines Konzerns, eines multinationalen Unternehmens.) Dementsprechend wächst der Anteil am Welthandel, der sich im Handel multinationaler Unternehmen mit sich selbst darstellt. Der Anteil dieses Handels (etwa von VW mit sich selbst oder anderer Konzernen mit sich selbst) am Welthandel insgesamt wird auf 32 % geschätzt. Das bedeutet: 32 % aller realen internationalen Handelstransaktionen spielen sich innerhalb eines und desselben internationalen Unternehmens ab, zwischen nationalen Töchterfirmen je eines internationalen Unternehmens.
Die Globalisierung ist also in ihrem Kern eine neue Form der profitorientierten Kooperation und Konkurrenz der unmittelbaren Produzenten auf dem Weltmarkt. Sie setzt die Fähigkeit und die Kraft der Individuen voraus, auch in kleinen unternehmerischen Einheiten auf Weltmarktniveau zu agieren und zu produzieren. Alle anderen Ausdrucksformen der Globalisierung sind letztlich Erscheinungsformen dieser Form der Organisation der neuen Produktivkräfte. Allerdings ist für den Begriff der Globalisierung kennzeichnend, dass er die Unbeherrschtheit der Produktionsverhältnisse durch die produzierenden Individuen zugleich mit umfasst. Globalisierung ist damit auch ein Ausdruck der Tatsache, dass die Menschen, die miteinander kooperieren, nicht in der Lage sind, ihre Kooperationsformen zu beherrschen.