Ingo Elbes "Marx": Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: {{Text|Titel=Ingo Elbes "Marx"|Untertitel=Mögliche und unmögliche Formen und Inhalte kritischer Gesellschftstheorie| |Autor=Stephan Siemens}} [[Kategorie:Texte zur Ge...) |
(kein Unterschied)
|
Version vom 10. Dezember 2012, 09:27 Uhr
Ingo Elbe wirft in prodomo die Frage auf: Was kann kritische Gesellschaftstheorie bedeuten? Wie unterscheidet sie sich von affirmativer Theorie? Dies ist seiner Meinung nach die Kernfrage seiner Auseinandersetzung mit einer Reihe von Autoren, denen er „Mystizismus“ vorwirft. Diese Frage begleitet die Entwicklung der marxistischen Vorstellung von Wissenschaft von Anfang an. Und von Anfang an war diese Frage verbunden mit einer Antwort, in der sich Marx dagegen wehrt, in seinem geistigen Horizont auf die kapitalistische Gesellschaft beschränkt zu werden. Die marxsche Wissenschaft war von Anfang an der theoretische Ausdruck einer politischen Praxis, die über die kapitalistische Gesellschaft hinausgehen sollte und wollte. In diesem Sinne sollte die Frage von Anfang an praktisch beantwortet werden, so zum Beispiel in der 2. These und der 11. These zu Feuerbach, aber auch in der Kritik des Gothaer Programms. Immer spricht sich Marx für die Behauptung aus, dass eine Theorie, die nicht affirmativ sein will, mit einer die Gesellschaftsform überwindenden politischen Praxis verbunden ist. Sonst bleibt eine Theorie affirmativ, nämlich die Anerkennung der gegebenen Gesellschaft mit einer anderen Interpretation.
Marx war – um es anders zu formulieren – der Auffassung, dass das Kriterium der Wahrheit die Praxis ist. Der kritische oder affirmative Charakter einer Theorie zeigt sich daher in der Praxis, mit der sie verbunden ist und die sie zu begründen versucht. Eine bloß theoretische Antwort auf die oben genannte Kernfrage – eine Antwort, die die praktisch politische Überwindung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht impliziert oder nicht wenigstens im weitesten Sinne darauf Bezug nimmt, ist – so könnte ein marxistisch „arbeiterbewegungssozialistisches“ Vorurteil lauten – eben deswegen nicht eine kritische, sondern eine affirmative wissenschaftliche Theorie. Trifft dieses Vorurteil auch auf Ingo Elbes Darlegungen zu? Das gilt es zu prüfen. Dafür bieten sich zwei Fragen an:
1. Wie begründet Ingo Elbe die Rationalität seiner Überlegungen? 2. Wie bestimmt Ingo Elbe den Gegenstand der politischen Ökonomie?
Die Antwort auf diese beiden Fragen sollten uns zeigen, ob Ingo Elbe in der Tat den Anspruch festzuhalten in der Lage ist, eine „kritische Wissenschaftstheorie“ zu verfolgen, oder ob er – durch die logischen Schwierigkeiten, in die er gerät – in die Fänge einer traditionellen Theorie zurückfällt.