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In der Theorie selbst zeigt sich diese mangelnde Reflexionsfähigkeit, wenn man die Frage aufwirft, in welchem Verhältnis diese Theorie zu ihrem Gegenstand steht: Die Differenz von Theorie und Gegenstand müsste zur „Umwelt“ des Theoretikers gehören. Damit stellt er sich selbst in ein zufälliges Verhältnis zu dieser Differenz. Dieses Verhältnis kann selbst wieder zum Gegenstand der Reflexion gemacht werden: Es kann gefragt werden, in welchem Verhältnis die Theorie zu diesem zufälligen Verhältnis von Theorie und Gegenstand steht. Wieder wird die Zufälligkeit dieses Verhältnisses angeführt. Sie wird angeführt werden müssen, weil sonst die unbestimmte Freiheit des Theoretikers nicht gewährleistet ist. Da diese Reflexion beliebig oft möglich ist, muss immer wieder die Kategorie „Umwelt“ auf das Verhältnis des Theoretikers zur Theorie-System-Differenz angewendet werden. Es zeigt sich so die Notwendigkeit, ins Unendliche weiter fragen zu können, in welchem Verhältnis diese Theorie ihr Verhältnis zu ihrem Gegenstand und zu sich selbst denkt. Es ist also eine notwendig sich fortsetzende Zufälligkeit, die selbst eine notwendige Konsequenz des anfangs gesetzten „freien“ Akts des Unterscheidens eines „Systems“ von einer „Umwelt“ ist. Die Theorie kann sich selbst nicht wieder einfangen. Sie meint das auch nicht zu brauchen, da die Definitionen, die hier gefordert werden, angeblich „empirisch“ aufzunehmen sind. Damit bleibt diese Theorie selbst eine Theorie der Anpassung an eine ihr fremd bleibende Wirklichkeit, an eine bloße „Umwelt“. Die Möglichkeit der Selbstbeherrschung ist schon in der Theorie ausgeschlossen. Es bedarf dazu keiner großen Umwege in die Philosophiegeschichte. (Dennoch sei festgestellt: Sie lohnen sich!) |
In der Theorie selbst zeigt sich diese mangelnde Reflexionsfähigkeit, wenn man die Frage aufwirft, in welchem Verhältnis diese Theorie zu ihrem Gegenstand steht: Die Differenz von Theorie und Gegenstand müsste zur „Umwelt“ des Theoretikers gehören. Damit stellt er sich selbst in ein zufälliges Verhältnis zu dieser Differenz. Dieses Verhältnis kann selbst wieder zum Gegenstand der Reflexion gemacht werden: Es kann gefragt werden, in welchem Verhältnis die Theorie zu diesem zufälligen Verhältnis von Theorie und Gegenstand steht. Wieder wird die Zufälligkeit dieses Verhältnisses angeführt. Sie wird angeführt werden müssen, weil sonst die unbestimmte Freiheit des Theoretikers nicht gewährleistet ist. Da diese Reflexion beliebig oft möglich ist, muss immer wieder die Kategorie „Umwelt“ auf das Verhältnis des Theoretikers zur Theorie-System-Differenz angewendet werden. Es zeigt sich so die Notwendigkeit, ins Unendliche weiter fragen zu können, in welchem Verhältnis diese Theorie ihr Verhältnis zu ihrem Gegenstand und zu sich selbst denkt. Es ist also eine notwendig sich fortsetzende Zufälligkeit, die selbst eine notwendige Konsequenz des anfangs gesetzten „freien“ Akts des Unterscheidens eines „Systems“ von einer „Umwelt“ ist. Die Theorie kann sich selbst nicht wieder einfangen. Sie meint das auch nicht zu brauchen, da die Definitionen, die hier gefordert werden, angeblich „empirisch“ aufzunehmen sind. Damit bleibt diese Theorie selbst eine Theorie der Anpassung an eine ihr fremd bleibende Wirklichkeit, an eine bloße „Umwelt“. Die Möglichkeit der Selbstbeherrschung ist schon in der Theorie ausgeschlossen. Es bedarf dazu keiner großen Umwege in die Philosophiegeschichte. (Dennoch sei festgestellt: Sie lohnen sich!) |
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− | Die Theoretikerinnen und Theoretiker, die so agieren, berufen sich darauf, dass diese Unterscheidung zwischen „System“ und „Umwelt“ produktiv sei, wohingegen bloß logische Probleme uninteressant seien, zumal sie sich auch anders nicht lösen ließen. So argumentiert vor allem Niklas Luhamm. |
+ | Die Theoretikerinnen und Theoretiker, die so agieren, berufen sich darauf, dass diese Unterscheidung zwischen „System“ und „Umwelt“ produktiv sei, wohingegen bloß logische Probleme uninteressant seien, zumal sie sich auch anders nicht lösen ließen. So argumentiert vor allem Niklas Luhamm. Sie ist – in einem gewissen Sinne – produktiv. Aber sie schließt eine Beziehung auf sich selbst aus, praktisch, indem sie nicht in der Lage ist, den Theoretiker als Teil der Menschheit zu denken, und damit auch die Theorie als einen Teil der menschlichen Aktivitäten zu denken; und theoretisch, indem sie das Denken der „System-Umwelt-Differenz“ nicht selbst in sich reflektieren kann und seine – wenigstens mögliche – Freiheit zeigen kann, sondern sie voraussetzen muss. Die Selbstbeherrschung eines solchen Denkens ist unmöglich, und damit auch die Selbstbeherrschung des Tuns der Menschen. |
Die Produktivität eines solchen Denkens ist die eines unkontrollierten, unbeherrschten Denkens, eines Denkens, das nicht in der Lage ist, sich selbst als eine Aktion der Menschen zu reflektieren. Es richtet sich auf diese Weise gegen die Subjekte, die denken. Ein solches Denkens ist Abbild dessen, dass die Menschen sich in ihrem Tun nicht zu beherrschen in der Lage sind; ja diese Art das Denkens bekräftigt und legitimiert diesen Zustand als unabänderlich. Es steht in seiner Verabsolutierung der theoretischen und praktischen Selbstbeherrschung der Menschen und damit der Befreiung im Wege. Daher verunmöglicht es die Beherrschung der Produktion durch die unmittelbaren Produzenten, und damit auch die Beherrschung der Naturkraft der Menschen durch die Menschen selbst. Ein solches Denken gefährdet die Sicherung der natürlichen Lebensvoraussetzungen der Menschheit und stellt insofern in seiner Verabsolutierung eine Gefahr für das Überleben der Menschheit dar. |
Die Produktivität eines solchen Denkens ist die eines unkontrollierten, unbeherrschten Denkens, eines Denkens, das nicht in der Lage ist, sich selbst als eine Aktion der Menschen zu reflektieren. Es richtet sich auf diese Weise gegen die Subjekte, die denken. Ein solches Denkens ist Abbild dessen, dass die Menschen sich in ihrem Tun nicht zu beherrschen in der Lage sind; ja diese Art das Denkens bekräftigt und legitimiert diesen Zustand als unabänderlich. Es steht in seiner Verabsolutierung der theoretischen und praktischen Selbstbeherrschung der Menschen und damit der Befreiung im Wege. Daher verunmöglicht es die Beherrschung der Produktion durch die unmittelbaren Produzenten, und damit auch die Beherrschung der Naturkraft der Menschen durch die Menschen selbst. Ein solches Denken gefährdet die Sicherung der natürlichen Lebensvoraussetzungen der Menschheit und stellt insofern in seiner Verabsolutierung eine Gefahr für das Überleben der Menschheit dar. |
Aktuelle Version vom 6. Februar 2012, 10:31 Uhr
These 5
Die Beherrschung der Beziehungen der Menschen in der Produktion – und damit die Befreiung der Menschen – ist die Bedingung dafür, die natürlichen Lebensvoraussetzungen der Menschen erhalten zu können – und damit für das Überleben der Menschheit.
Die Menschen gefährden durch ihre Art, ihre Lebensmittel zu produzieren, die natürlichen Voraussetzungen der Existenz der Menschheit als Gattung. Die Kraft der gesellschaftlichen Produktion der Menschen und ihre Wirkungen auf die Natur sind so umfassend und so durchgreifend, zugleich aber in ihrer Äußerung den Produzentinnen und Produzenten so unbewusst, dass sie den Menschen selbst als eine – sie überwältigende – Naturkraft entgegenzutreten scheint. Da diese Rückwirkung bei der bestimmten Verausgabung der menschlichen Produktivkraft nicht berücksichtigt wird, gefährdet diese Kraftentfaltung mangels Bewußtheit die Existenz der menschlichen Gattung, der Menschheit. So begegnen sich die Menschen – unbewusst – selbst, ihrer eigenen produktiven Kraft als einer bloßen – sie bedrohenden – Naturkraft. Die Unbeherrschtheit der produktiven Kraft der Menschen als einer Naturkraft gefährdet die natürlichen Existenzbedingungen der Menschheit.
Bei dieser Überlegung wird vorausgesetzt, dass es sich bei der Natur um den einen sich entwickelnden Gesamtzusammenhang handelt. Alles, was geschieht, hat auch eine natürliche Seite, ist auch der Natur subsumiert und hängt auf eine natürliche Weise mit allem anderen zusammen. Die Natur ist die organisierte und (natur)geschichtlich bestimmte Totalität alles dessen, was es gibt. Daher hat alles, was auf die Natur einwirkt, zugleich einen – zunächst und unmittelbar äußerlich wirkenden – Selbstbezug, insofern seine Wirkung – vermittels des Gesamtzusammenhangs der Natur – auf sich selbst zurückkommt. Diese Rückwirkung vermittelt über die Totalität ist in der Regel gering und erscheint zunächst als eine bloß theoretische Überlegung. Daher erlauben wir uns gerne, aufgrund der quantitativen „Bedeutungslosigkeit“ auf das Denken der qualitativen Rückwirkung zu verzichten. Man vernachlässigt die qualitative Differenz, weil sie quantitativ bedeutungslos und verschwindend erscheint. Nimmt aber die Wirkung, wie im Falle der menschlichen Produktivität, so weit zu, dass sie an den Menschen – als den Produzenten der Wirkung – selbst in Erscheinung tritt, so kann sie auch als eine Veränderung der natürlichen Lebensvoraussetzungen der Gattung Menschheit auftreten, so dass sich eine weitere Vernachlässigung verbietet. Dieser Zustand ist mit der Gefährdung der Gattung Menschheit in der so genannten „ökologischen Krise“ gegeben. Eine Vernachlässigung der qualitativen Rückwirkungen unseres Tuns aufgrund ihres angeblichen verschwindenden Charakters ist nicht länger möglich - oder zumindeest mit der Fortexistenz der Menschheit unvereinbar.
Eine solche qualitative Rückwirkung der eigenen Kraftentwicklung in der Natur, die die Existenzbedingungen einer Gattung gefährdet, ist nicht auf die Menschen beschränkt. Im Gegenteil sollen angeblich bestimmte Tierarten ihre eigenen Lebensvoraussetzungen auf diese Weise aufgehoben haben und daher ausgestorben sein. (So wird von den Dinosauriern erzählt, dass sie ihre eigenen Existenzvoraussetzungen aufgehoben haben und deswegen untergegangen seien. Es handelt sich dabei also um einen Prozess, der sich auch innerhalb der Evolution – und damit innerhalb der Natur ohne ihr Gegenteil, das von den Menschen hervorgebrachte Künstliche – abspielen kann.) Die Natur tritt in einem solchen Prozess in vier verschiedenen Bedeutungen auf, die alle zusammen gedacht werden:
- erstens als die Natur der Tieres, hier der Dinosaurier; - zweitens als der Lebenszusammenhang, in dem die Dinosaurier leben; - drittens als das natürliche Verhältnis der Dinosaurier zu ihren natürlichen Lebensbedingungen und schließlich - viertens die Totalität des Gesamtzusammenhangs, aus dem die Dinosaurier auf diese Weise geschichtlich verschwinden. Es geht dabei um einen Prozess, der in der Natur selbst stattfinden kann, ohne den Rahmen der Natur zu verlassen.
Die Gefährdung der Existenz einer Gattung ist auch innerhalb der Natur zumindest möglich (und hat vielleicht z. B. bei den Dinosaurier wirklch stattgefunden).
Bei Menschen sind diese Prozesse zwar natürlich, aber zugleich auch künstlich. Die Natur als Totalität lässt sich unterscheiden in das Natürliche und das Nicht-Natürliche, das Künstliche, welches das Produkt der Menschen ist, die selbst natürlich sind. Die Natur ist so betrachtet die Einheit ihrer selbst und ihres Gegenteils, des Künstlichen, das zugleich dem bloß Natürlichen entgegengesetzt ist. Die Natur ist das „übergreifende Allgemeine“ [1] – um diesen Ausdruck Hegels zu gebrauchen – von Natürlichem und Künstlichem. (In der Geschichte der Philosophie werden Produkte dieser übergreifenden Natur als von Gott geschaffen von den endlichen Produkten menschlicher Produktion unterschieden.)
Wenn die Menschen in den Naturzusammenhang eingreifen, um ihre Lebensmittel zu produzieren, dann erreichen sie nicht nur das, was sie tun, sondern ihr Tun hat eine natürliche Gesamtwirkung, von der die beabsichtigte Wirkung in der Regel nur einen Teil darstellt. Es kommt für die Menschen mehr und mehr darauf an, ihre Wirkung in ihrer Gesamtheit zu erfassen und zu berücksichtigen. Es reicht nicht mehr tun zu können, was wir wollen; wir müssen auch wollen können, was wir tun. (In diesem Sinne sagt Hegel (Enzyclopädie § 147): "Gott weiß, was er will". D.h. Gott tut nicht nur, was er will, sondern er will auch, was er (insgesamt) tut.) Deswegen müssen wir uns mehr und mehr damit befassen, was die natürliche Gesamtwirkung unseres Tuns ist und lernen, diese Gesamtwirkung unseres Tuns zu beherrschen. Wir müssen Selbstbeherrschung unserer Produktion der Lebensmittel in dieser Produktion lernen.
Damit haben wir begonnen. Inzwischen sind viele bedrohliche Wirkungen unseres Tuns bekannt – viele sind ziemlich sicher noch unbekannt. Es ist das Verdienst der ökologischen Bewegung, das Bewusstsein für die Gesamtwirkung unseres Tuns entwickelt und politisch wirksam gemacht zu haben. Technikfolgeabschätzung und Gutachten über die natürlichen Auswirkungen (soweit erkennbar) von allen möglichen Projekten schaffen nicht nur Bewusstsein der Notwendigkeit, sich mit der Bedrohung der Existenz der Menschheit auseinander zu setzen; sie führen zu politischen und juristischen Konsequenzen. Um die „ökologische“ Wirkung unseres Tuns zu erfassen, muss das Künstliche von dem Natürlichen isoliert werden und als solches vorausgesetzt werden, um es dann in seiner Wirkung zu untersuchen. Denn ohne eine solche Isolierung ist die Wirkung des Künstlichen auf das bloß Natürliche in einer universellen Totalität zwar in Wirklichkeit bestimmt, bleibt aber theoretisch oder in der Erkenntnis unbestimmbar. Die bestimmte Wirkung bliebe ohne ihre Isolierung im Gesamtzusammenhang natürlicher Wirkungsverhältnisse theoretisch nicht fassbar. Daher wird vom Künstlichen, vom Tun der Menschen aus, analysiert, wie die „Umwelt“ auf dieses Tun reagiert. So wird die Totalität des Naturzusammenhangs aufgelöst in bestimmte und isolierte Bedingungszusammenhänge, die sich einzelwissenschaftlich untersuchen und erfassen lassen. Diese Bedingungszusammenhänge sind veränderlich; sie lassen es zu, unterschiedliche Entwicklungspfade zu denken, die unterschiedliche Wirkungen auf die „Umwelt“ ausüben, und bei denen daher insgesamt mit unterschiedlichen Rückwirkungen zu rechnen ist. Die Verhältnisse zwischen dem Tun der Menschen und der „Umwelt“ müssen daher als veränderlich und also zufällig (bedingt notwendig) betrachtet werden, um diese Bedingungszusammenhänge theoretisch untersuchen und bestimmen zu können. Auf diesem Wege hat sich die ökologische Bewegung weitgehend durchsetzen können und einen gewissen Einfluss auf die politische Öffentlichkeit und das Denken und Handeln der Menschen gewinnen können. Dieser Einfluss hat das Bewusstsein der Bedrohung der natürlichen Lebensvoraussetzungen der Menschheit zu einem bestimmenden Faktor in der Gegenwart gemacht. Das Überleben der Menschheit ist eines der Kriterien des politischen und alltäglichen Handelns in der Gegenwart geworden. Dieses Verdienst wird dadurch nicht beeinträchtigt, dass die Verabsolutierung der „ökologische Denkform“ gerade nicht dazu geeignet ist, das Überleben der Menschheit zu sichern. Der Inhalt der ökologischen Bewegung selbst widerspricht der Verabsolutierung der „ökologischen Denkform“. Diese Verabsolutierung wird aber – wegen der darin gebotenen Legitimation von Herrschaft – vorangetrieben. Mit ihr will sich diese These auseinandersetzen.
Zunächst ist es klar, dass Begriffe wie „Naturschutz“ völlig inadäquat sind, um angemessen auf die „ökologische Krise“ zu reagieren. Denn wir schützen nicht „die Natur“, sondern unsere natürlichen Lebensvoraussetzungen, und damit mittelbar uns selbst. Noch viel inadäquater ist der Ausdruck „Umweltschutz“. Zunächst gibt es – im Unterschied zur Natur – eine „Umwelt“ als solche gar nicht. Sodann schützen wir nicht diese nicht existente „Umwelt“, sondern wir sichern unsere eigene Überlebensfähigkeit. Beide Formulierungen verharmlosen nicht nur das Problem. Sie verschieben es auch in einen Bereich, in dem es in ein sehr unangenehmes Verhältnis zum dominierenden bürgerlich-liberalen Freiheitsbegriff gerät.
Die Natur bringt uns Menschen hervor. Sie ist nicht eine uns zufällige „Umwelt“, zu der wir in einem bloß zufälligen Verhältnis stehen, sondern sie ist eine fortbestehende äußere und innere Voraussetzung unseres Entstehens und Vergehens sowie unseres Seins. Unser Verhältnis zur Natur ist daher ein notwendiges Verhältnis, das wir auch als ein notwendiges Verhältnis verstehen. Dagegen ist unser Verhältnis zu unserer „Umwelt“ völlig anders. Denn die „Umwelt“ ist etwas anderes als wir es sind, und wir erhalten zwar unsere Existenz in und mittels einer „Umwelt“, aber wir verdanken unsere Existenz nicht einer „Umwelt“. Im Gegenteil setzt das „Eine-Umwelt-haben“ die eigene Existenz voraus. Die „Umwelt“ ist ein notwendig fremdes Prinzip, das überdies als solches unbestimmt ist, weil es die „Umwelt“ als solche nicht gibt. Dadurch gerät die ökologische Denkform in ein merkwürdiges Verhältnis zum bürgerlichen Freiheitsbegriff. Liberale Intellektuelle wenden sich gegen die Unterordnung unter dieses – den Menschen fremde – Prinzip, weil es die Freiheit beschränkt und letztlich aufhebt. Da die ökologische Begrifflichkeit den Zusammenhang der Menschen mit ihren natürlichen Lebensvoraussetzungen, wie er in der Natur gedacht wird, zerreißt, erscheint die „Umwelt“ notwendig als etwas Fremdes, das um des Überlebens der Gattung Menschheit willen die Unterordnung der Menschen unter die Gattung fordert. Das Überleben der Gattung, der Menschheit, erscheint daher als mit der Freiheit der Menschen unvereinbar. Umgekehrt entwickeln gerade konservative Theoretiker die angebliche Notwendigkeit der Unterordnung der Menschen unter das Überlebensinteresse der Menschheit zu einer Vorstellung der sogenannten „Ökodiktatur“ weiter. Danach ist die Freiheit der Menschen ein Hindernis für das Überleben der Menschheit. Sie muss daher unterdrückt werden. Nur die Beseitigung der bürgerlichen Freiheit kann das Überleben der Menschheit sichern.
Geht man von der Richtigkeit der „ökologischen Denkform“ aus, dann scheint diese Entgegensetzung nur konsequent. Es ist daher auch von Bedeutung, den Zusammenhang dieser Denkform mit solchen Resultaten zu erkennen und zu kritisieren, um umgekehrt zu erfassen, dass einzig und allein die wirkliche (nicht die bloß liberal gedachte) Befreiung der Menschen das Überleben der Menschheit sichern kann.
Die „ökologische Denkform“ muss etwas – in der Regel ein „System“ – als gegeben voraussetzen oder – wenn sie selbstbewusst genutzt wird – „setzen“. Dabei nimmt sich der Theoretiker die Freiheit, „to draw a distinction“, also einen Unterschied zu machen – wie es heißt. Im (freien) Machen eines Unterschiedes setzt sich der Theoretiker als frei voraus, d. h. er ist nicht daran gebunden, dass es diesen Unterschied in der vorausgesetzten Wirklichkeit auch gibt. Es ist zunächst ein subjektiver, theoretischer und freier Akt, einen solchen Unterschied zu setzen. (Die Freiheit ist eine vorausgesetzte Freiheit. Sie bedarf keiner Befreiung.) Indem dieser Unterschied gesetzt ist, ist ein „System“ entstanden, das ebendeshalb eine „Umwelt“ hat, weil es seine Entstehung einem solchen theoretischen Akt verdankt. (Sonst wäre es aus der Natur hervorgegangen.) Gegenstand der ökologischen Denkform ist nun die System-Umwelt-Differenz. Diese Differenz wird – dem Entstehungsakt des Systems entsprechend – als zufällig gedacht. Diese Zufälligkeit ist theoretisch produktiv dafür, bestimmte – in Wirklichkeit nur in der Totalität wirksame – Bedingungszusammen-hänge isoliert zu denken und als sogenannte „Pfade“ möglicher Entwicklungen zu untersuchen, bzw. zu antizipieren. Sie scheint zunächst nicht weiter problematisch und durch den Erfolg gerechtfertigt.
Es scheint nur ein theoretisches Problem zu sein, dass
1. der Theoretiker als frei vorausgesetzt werden muss und sich nicht nach wirklichen Unterschieden richten muss, 2. dadurch theoretisch unbestimmt bleibt, was das „System“ ist, und was die „Umwelt“ dieses Systems ist; die Inhaltsbestimmung muss diesen Momenten der System-Umwelt-Differenz von außen (oder empirisch) gegeben werden. 3. der Theoretiker zwar in seinem theoretischen Tun produktiv ist, diese Produktivität aber durch eine mangelnde Reflexivität seines theoretischen Tuns erkauft ist.
Doch dieses theoretische Problem bleibt – wie alle wirklichen theoretischen Probleme – nicht auf die Theorie beschränkt.
Zunächst scheint es geboten zu sein, das Verhältnis eines „Systems“ zu seiner „Umwelt“ als zufällig zu denken. Denn die Berufung auf die Natur scheint zwar zur Erklärung der Entstehung des Systems unter Umständen nützlich zu sein. Die Bedingungen ändern sich aber so schnell, dass die Entstehungsbedingungen nicht oder nur selten zur Erklärung der Erhaltung des „Systems“ herangezogen werden können. Im Gegenteil zeigt – so scheint es – die Bedrohung der Existenz eines „Systems“, dass seine Entstehungsbedingungen nicht mehr vorausgesetzt werden dürfen. Das rechtfertigt jedoch nicht die Vorstellung, dass die Reflexion auf die Entstehungsbedingungen völlig aufgegeben werden kann, weil sich die Entstehungsbedingungen eben in die Erhaltungsbedingungen verändert haben. Auch dieser Zusammenhang wird durch die Denkform der „Umwelt“ zerrissen
Dieses Argument zeigt aber: Die „Umwelt“ wird weniger als eine Existenzbedingung gedacht – denn die Existenz ist vorausgesetzt –, als vielmehr als eine Bedrohung der Existenz des „Systems“. Die vorausgesetzte Existenz muss vom „System“ in seiner „Umwelt“ erhalten werden, so dass sich die „Umwelt“ in ein Feld der Bewährung verwandelt. Das „System“ umgekehrt verwandelt sich in etwas, was seine Existenzberechtigung dadurch zu beweisen hat, dass es existenzfähig ist oder sich erhalten kann. Das „System“ muss sich reproduzieren, sich in seiner „Umwelt“ erhalten können. Es verwandelt sich gewissermaßen unter der Hand in ein stets gefährdetes Unternehmen, das um seine Existenz kämpfen muss.
Da der Akt, eine Unterscheidung zu machen, als frei und also an sich unbestimmt gedacht ist, resultiert notwendig, dass auch das „System“ als solches theoretisch unbestimmt bleibt. Es als solches soll nicht als in der Wirklichkeit bestimmt gedacht werden. Es wird daher definiert durch die Aktionen, die sein Überleben in einer „Umwelt“ sichern sollen. Die Fähigkeit zu überleben wird zur Bedingung der Existenz des „Systems“ und also zur Bestimmung dessen, was es ist. Es wird auf diese Weise (im Gegensatz zur Bestimmung von etwas aus seinem Werden) auf eine dem System äußerliche Weise bestimmt. Da das Verhältnis zur „Umwelt“ zufällig ist, ergibt sich hier ein weites Feld des Begriffsmanagements: Heute fordert die „Umwelt“ dieses, morgen jenes, und das „System“ hat sich entsprechend zu verhalten bzw. zu bestimmen. Denn es selbst ist als solches unbestimmt. Denn wäre es von sich aus bestimmt, so wäre der theoretische Akt des Setzens des „Systems“ nicht frei. Das „System“ kann überdies äußerlich mit Bestimmungen besetzt werden: So ist z. B. mal die „freie“, dann wieder die „soziale Marktwirtschaft“, dann die „Demokratie des Westens“ oder besser noch das „Wertesystem des Westens“, die „Menschenrechte“ oder gar die „Wissensgesellschaft“ oder die „Industriegesellschaft“ als eine solche Bestimmung denkbar. Es können beliebige Bestimmungen angeführt werden, die dem „System“ von außen einen Inhalt geben, den es aus seiner Entstehung nicht hat, oder doch nicht haben muss.
Doch auch „die Umwelt“ bleibt als solche unbestimmt. Zunächst gibt es sie als solche gar nicht. Sie ist nur relativ zum vorausgesetzten „System“, sie ist dessen „Umwelt“. Sodann kann das „System“ die Umwelt als solche auch nicht erkennen. Es erfährt diese „Umwelt“ nur als „Perturbationen“, als Störungen oder Irritationen seiner Bemühungen, sich selbst zu erhalten. Das „System“ muss diese Irritationen in für es selbst sinnhafte Bewegungen verändern, d. h. in seine eigenen Medien übersetzen. Auch hier darf sich der „Experte“ im Begriffsmanagement üben. Denn es ergibt sich hier ein weites Feld eines anpassungsfähigen und biegsamen begrifflichen Instrumentariums, das zur Legitimation und Sicherung von Herrschaft sehr geeignet ist. Denn von den einzelnen Menschen kann – mit scheinbarem Recht – verlangt werden, dass sie ihren Beitrag zum Überleben der Menschheit leisten. Einzelnen und Gruppen, ja ganzen Klassen kann zugunsten der Menschheit ein „Opfer“ abverlangt werden. „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt.“ hieß ein Wahlslogan der Grünen. Er fordert die Unterordnung der Menschen unter eine noch ungeborene Generation, als deren Fürsprecher sich die Grünen offenbar wahrnehmen. Er widerspricht der Vertretung eigener Interessen mit dem Hinweis auf noch ungeborene – oder auch schon geborene, aber noch unmündige, jedenfalls noch vertretungsbedürftige Menschen. Diese Form der Legitimation von Herrschaft ist eine innere Konsequenz der Verabsolutierung der ökologischen Denkform.
Aber was ist die Menschheit? Wenn diese Frage durch die „System-Umwelt-Differenz“ geklärt werden soll, dann stellt sich die Frage, wie die bestimmte – aus der „Systemkonstitution“ vorausgesetzte – Struktur der Menschheit so beeinflusst werden kann, dass das Verhalten der Menschen „umweltverträglich“ gemacht werden kann. Dazu empfiehlt sich eine Übersetzung der Bedrohung der Menschheit in ein „Medium“, mittels dessen die Menschen sich untereinander erhalten. Dieses Mittel der Menschen, sich untereinander zu erhalten, ist das Geld, durch das die Individuen Zugang zu den Lebensmitteln haben. Die „Umweltunverträglichkeit“ wird auf diese Weise zu einem käuflichen Gegenstand gemacht. Man kann sich „Umweltverschmutzungsrechte“ kaufen. So wird das Überleben der Menschheit zu einem Gegenstand des Makelns, worin es von der Profitabilität abhängt, wie viel Umweltverschmutzung man sich leisten kann. Die modernen und wohlsituierten Staaten und Unternehmen des „Westens“, insbesondere Deutschlands und Japans, versuchen, ihre Stellung auf dem Weltmarkt zu verteidigen, indem sie andere Länder zwingen, ihre angeblich „umweltfreundlichen Produktionsmittel“ zu kaufen. Das vorgebliche Interesse an der sogenannten „Umwelt“ erweist sich als ein Profitinteresse der diese Staaten dominierenden Unternehmen, dessen Vereinbarkeit mit dem Überleben der Menschheit fraglich ist. Schließlich macht der „Westen“ die Fähigkeit, diese seine Produkte zu kaufen, zum Maßstab des „Interesses“ an der Erhaltung der natürlichen Lebensvoraussetzungen. Die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den entwickelten kapitalistischen Metropolen bringt aber keineswegs die Sicherheit des Überlebens der Menschheit. Sie stellt vielmehr selbst eine - auch ökologische - Bedrohung dar.
Denn der Profitmechanismus, dessen sich die „ökologische Denkform“ in ihrer Verabsolutierung zu bedienen meint, um – mittels des „Mediums“ Geld – die Überlebensfähigkeit zu sichern (es mag sein, das sich in Wirklichkeit dieses Verhältnis umgekehrt darstellt), schließt die ökonomisch vermittelte Selbstbeherrschung gerade aus. Der sogenannte „Eigensinn“ des ökonomischen „Systems“ soll ja ausdrücklich anerkannt und genutzt werden, der sich – wie bisher – nach dem Profit, dem Gewinn, richten soll. In dem Bereich produktiven Handelns wird also die Selbstbeherrschung nicht zu realisieren versucht. Gedacht ist vielmehr an einen politischen Beherrschungsversuch, worin der Staat mittels seiner „Eliten“ über die „Wirtschaft“ herrschen soll.
Eine solche Selbstbeherrschung ist aber nicht nur geschichtlich nicht geglückt. Sie ist auch aus theoretischen Gründen nicht möglich. Denn die Herrscher können, eben weil sie die Beherrschten zu beherrschen versuchen, das Herrschaftsverhältnis selbst nicht beherrschen. Sie sind selbst notwendig unfrei, wie bereits Platon (z. B. im Dialog „Gorgias“) gedacht hat, wie viele Dialektiker und auch Hegel (zum Beispiel in der Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft) wiederholt haben; wie es auch in der marxistischen Theorie entwickelt wird, wenn die Herrschaft nicht eine sich selbst bewusst aufhebende Herrschaft ist. Es ist aber nicht nötig, sich auf diese philosophischen Systeme einzulassen, um diesen Gedanken hier zur Anwendung zu bringen. Die mangelende Selbstbeherrschung resultiert aus der Verabsolutierung der „ökologischen Denkform“ selbst. Denn der theoretische Akt der Unterscheidung zwischen „System“ und „Umwelt“ setzt die Freiheit des Theoretikers voraus. Der Theoretiker kann nicht selbst Teil des „Systems“ sein, weil er sich sonst der „System“-„Umwelt“-Differenz nicht überheben könnte. Er kann und darf nicht denken müssen, dass er selbst der Menschheit angehört. Denn dann würde er sofort seine theoretische Freiheit und Unbestimmtheit einbüßen. Er muss davon abstrahieren, was er selbst in Wirklichkeit ist. Er muss von den „wirklichen Voraussetzungen“ seiner Theorie notwendig abstrahieren.
In der Theorie selbst zeigt sich diese mangelnde Reflexionsfähigkeit, wenn man die Frage aufwirft, in welchem Verhältnis diese Theorie zu ihrem Gegenstand steht: Die Differenz von Theorie und Gegenstand müsste zur „Umwelt“ des Theoretikers gehören. Damit stellt er sich selbst in ein zufälliges Verhältnis zu dieser Differenz. Dieses Verhältnis kann selbst wieder zum Gegenstand der Reflexion gemacht werden: Es kann gefragt werden, in welchem Verhältnis die Theorie zu diesem zufälligen Verhältnis von Theorie und Gegenstand steht. Wieder wird die Zufälligkeit dieses Verhältnisses angeführt. Sie wird angeführt werden müssen, weil sonst die unbestimmte Freiheit des Theoretikers nicht gewährleistet ist. Da diese Reflexion beliebig oft möglich ist, muss immer wieder die Kategorie „Umwelt“ auf das Verhältnis des Theoretikers zur Theorie-System-Differenz angewendet werden. Es zeigt sich so die Notwendigkeit, ins Unendliche weiter fragen zu können, in welchem Verhältnis diese Theorie ihr Verhältnis zu ihrem Gegenstand und zu sich selbst denkt. Es ist also eine notwendig sich fortsetzende Zufälligkeit, die selbst eine notwendige Konsequenz des anfangs gesetzten „freien“ Akts des Unterscheidens eines „Systems“ von einer „Umwelt“ ist. Die Theorie kann sich selbst nicht wieder einfangen. Sie meint das auch nicht zu brauchen, da die Definitionen, die hier gefordert werden, angeblich „empirisch“ aufzunehmen sind. Damit bleibt diese Theorie selbst eine Theorie der Anpassung an eine ihr fremd bleibende Wirklichkeit, an eine bloße „Umwelt“. Die Möglichkeit der Selbstbeherrschung ist schon in der Theorie ausgeschlossen. Es bedarf dazu keiner großen Umwege in die Philosophiegeschichte. (Dennoch sei festgestellt: Sie lohnen sich!)
Die Theoretikerinnen und Theoretiker, die so agieren, berufen sich darauf, dass diese Unterscheidung zwischen „System“ und „Umwelt“ produktiv sei, wohingegen bloß logische Probleme uninteressant seien, zumal sie sich auch anders nicht lösen ließen. So argumentiert vor allem Niklas Luhamm. Sie ist – in einem gewissen Sinne – produktiv. Aber sie schließt eine Beziehung auf sich selbst aus, praktisch, indem sie nicht in der Lage ist, den Theoretiker als Teil der Menschheit zu denken, und damit auch die Theorie als einen Teil der menschlichen Aktivitäten zu denken; und theoretisch, indem sie das Denken der „System-Umwelt-Differenz“ nicht selbst in sich reflektieren kann und seine – wenigstens mögliche – Freiheit zeigen kann, sondern sie voraussetzen muss. Die Selbstbeherrschung eines solchen Denkens ist unmöglich, und damit auch die Selbstbeherrschung des Tuns der Menschen.
Die Produktivität eines solchen Denkens ist die eines unkontrollierten, unbeherrschten Denkens, eines Denkens, das nicht in der Lage ist, sich selbst als eine Aktion der Menschen zu reflektieren. Es richtet sich auf diese Weise gegen die Subjekte, die denken. Ein solches Denkens ist Abbild dessen, dass die Menschen sich in ihrem Tun nicht zu beherrschen in der Lage sind; ja diese Art das Denkens bekräftigt und legitimiert diesen Zustand als unabänderlich. Es steht in seiner Verabsolutierung der theoretischen und praktischen Selbstbeherrschung der Menschen und damit der Befreiung im Wege. Daher verunmöglicht es die Beherrschung der Produktion durch die unmittelbaren Produzenten, und damit auch die Beherrschung der Naturkraft der Menschen durch die Menschen selbst. Ein solches Denken gefährdet die Sicherung der natürlichen Lebensvoraussetzungen der Menschheit und stellt insofern in seiner Verabsolutierung eine Gefahr für das Überleben der Menschheit dar.
Das Überleben der Menschheit lässt sich nur sichern, wenn es gelingt, die Naturwirkung der Menschen so anzueignen, dass die Menschen den Zweck, ihre natürlichen Lebensvoraussetzungen wie die des Lebens überhaupt auf der Erde zu wahren, in der Produktion der Lebensmittel mehr und mehr zu berücksichtigen lernen. Das kann nur gelingen, wenn die Menschen sich befreien und soweit, wie möglich, die Kontrolle über die Gesamtheit ihrer natürlichen Wirkung erringen. Dies wiederum ist notwendig verbunden mit der Freiheit der Menschen von Unterdrückung und Ausbeutung. Denn nur dann richtet sich das Tun der Menschen nicht nach äußerlichen Kriterien – wie etwa dem Profit –, sondern ist in der wirklichen Tat Produktion der Lebensmittel, ohne zugleich das Leben der Menschheit zu gefährden oder gar auszulöschen, also Produktion des Todes der Gattung zu sein. Damit die Menschen ihre eigene Naturwirkung beherrschen, müssen sie sich befreien. Diesen Zusammenhang verdunkelt die ökologische Denkform und ist daher in ihrer Verabsolutierung ein Hindernis zum Überleben der Menschheit.
Dagegen richtet sich die in These 2 beschriebene Entwicklung der Produktivkräfte an sich auf eine Selbstbeherrschung der unmittelbaren Produzenten in ihrem produktiven Tun. Indem die Beschäftigten sich mit der Profitabilität auseinandersetzen müssen, sind sie an sich mit der gesellschaftlichen Produktivität ihrer Arbeit beschäftigt in der Form, in der sie im Kapitalismus auftritt, in der Form der Profitabilität. Die Beschränkung durch die kapitalistische Erscheinungsform kann an dem Prinzip nichts ändern, dass die unmittelbaren Produzenten die gesellschaftliche Produktivität ihrer Arbeit mit bearbeiten. Es stellt sich also für die Produzenten die Frage: "Ist das, was wir tun, gesellschaftlich produktiv?" Damit wird unter den Bedingungen der Gefährdung der menschlichen Gattung die Beherrschung der eigenen Naturkraft in der Produktion notwendig zum Thema der Beschäftigten selbst. Gegenwärtig wird diese Entwicklung noch durch die vorrangige, wenn nicht ausschließliche Orientierung am Profit als Maßstab gesellschaftlicher Produktivität verhindert. Denkt man sich diese Entwicklung von der Beschränkung auf die Profitabilität befreit, so ist die Frage der Produktivität unmittelbar an die Beherrschbarkeit der Folgen des eigenen Tuns gekoppelt. In diesem Sinne ist die Profitabilität eine Schranke der Entwicklung der Produktivität und der Produktivkraft der unmittelbaren Produzenten. Diese Schranke ist nicht in erster Linie quantitativer, sondern qualitativer Art. Denn die Selbstbeherrschung wird zu einer qualitativen produktiven Kraft, die verhindert, dass die Entwicklung der Produktion um ihrer selbst willen die Existenz der Menschheit gefährdet, die Produktivkraft für die Menschen in unbeherrschte Destruktivität umschlägt. Sie ist ein qualitativer Sprung, der die Menschheit endgültig aus dem Tierreich heraustreten lässt. Das Überleben wird also nur zu sichern sein durch die Befreiung der Menschen in der Produktion, keineswegs aber durch die Unterdrückung der Freiheit, die vielmehr sowohl unmittelbar – durch die Unbeherrschbarkeit des Herrschaftsverhältnisses – wie mittelbar – durch die Unkontrolliertheit der Entwicklung der Produktion – die natürlichen Existenzbedingungen der Menschheit gefährdet.
- ↑ Genau genommen übergreifen sich das Natürliche und das Künstliche auch gegenseitig. Denn es gibt auch die Natur als Moment des Künstlichen, wie umgekehrt das Künstliche als Moment des Natürlichen. Das im Einzelnen zu analysieren, wäre sicherlich sehr kompliziert. Hier reicht es, zu erfassen, dass in letzter Instanz die Natur das Künstliche übergreift, das Künstliche nur im Rahmen – wenn man das so nennen will – der Natur existieren kann.